Kugelbildungen im Biotitgranodiorit Batzdorf
Man denkt, dass Kugelbildungen in Gesteinen relativ selten sind. Über Jahrzehnte habe ich dazu Information und Belegstücke gesammelt. Kugelvorkommen in skandivischen Gesteinen sind weltberühmt, doch auch Sachsen hat eine Reihe von Vorkommen. Weltbekannt ist der Kugelpechstein von Spechtshausen, nur wenige 100 m westlich davon kommen Kugelbildungen im geologisch jüngeren Sandstein vor. Die Ostseite des Rauensteins im Elbsandsteingebirge weist Bereiche auf, in denen Sandsteinkugeln und Sandsteinkügelchen tausendfach auftreten. Metergroße Sandsteinkugeln gibt es im mährischen Sandstein. Im Porphyr Sachsens sind Kugelbildungen als "Wildes Ei" bekannt. Allgemein wird Lausitzer Granit nicht als kugelführend angesehen. Doch man findet in Dresdner Gehwegplatten aus Lausitzer Granit schnell Kugelbildungen und runde Körper, wenn man danach sucht. Im Granitporhyr von Bärenstein sind ebenfalls Kugelbildungen auffindbar. Am Süd-Südwesthang des Windbergs sind herabgerollte Kugeln aus dem Rotliegend-Sandstein nicht selten. Eine unvollständige Aufstellung zu Steinkugeln ist hier zugänglich.
Im Biotitgranodiorit zwischen Dresden und Meißen sind deutliche Kugelbildungen selten, aber nicht unmöglich, wie die folgende Zusammenstellung zeigt:
Bild 1   BSphBf01.jpg.jpg

Bei der Gebäudesanierung im Grundstück Rehbocktal 2 wurde diese unvollständige Kugelbildung gefunden. Sie ist unten und rückseitig mehr eben, d. h. nicht konvex ausgebildet, das ist vermutlich durch Aufliegen am Gewässergrund oder Anliegen an weiteren nicht aufgefundenen Teilen hervorgerufen. Das Gestein ist feinkörniger, dunkler und eisenreicher als der allgemeine Biotitgranodiorit. Da das Bruchsteinmauerwerk des Wohngebäudes außer Sandstein keine ortsfremden Gesteine enthält, wird die Herkunft aus dem Biotitgranodiorit der Gegend angenommen.
Fundpunkt Nr. 1 (Bild 10), Foto Datum: 24.07.2009
Bild 2   BSphBf07.jpg

An der Trockenmauer zwischen den Grundstücken Rehbocktal 2 und Rehbocktal 1 wurde diese Hohlform gefunden. Die Bildung durch Schalenverwitterung wird nicht angenommen, da die äußeren Bruchkonturen nicht entsprechend ausgebildet sind. Wahrscheinlicher ist die Bildung durch Herausfallen eines runden Kerns.
Fundpunkt Nr. 2 (Bild 10), Foto Datum: 13.02.2011
Bild 3   BSphBf08.jpg

Noch im Mauerwerk eines alten aufgelassenen Gebäudes gefundene Kugelbildung. Der umfangreiche Mauerrest ist in Nordrichtung ungefähr 50 Meter von der Nordseite des Schlosskomplexes Batzdorf entfernt. Eine Mehrschaligkeit der Bildung ist durch die zwei etwa konzentrischen Hämatitränder deutlich. Die körperliche bzw. strukturelle Abgrenzung ist oben deutlicher ausgebildet. sind. Da der Bruchstein in etwa 3 Meter Höhe im Mauerwerk steckt, ist er mit Hilfe einer Leiter nochmals im Bild 4 fotografiert.
Fundpunkt Nr. 2 (Bild 10), Foto Datum: 13.02.2011
Bild 4   BSphBf09.jpg

Vergrößerte Darstellung der im Mauerwerk eingeschlossenen Kugelbildung von Bild 3.
Breite x Höhe in cm ca. : Innere Hämatitrinde 5 x 4,5, äußere Hämatitrinde 10 x 9, Gesteinsmaße 26 x 22. Die äußere Hämatitrinde ist unten teilweise unterbrochen, erscheint dafür an einigen Stellen als strukturelle Abgrenzung. Die zwischen den Hämatitrinden liegende Steinstruktur ist nicht wesentlich verschieden von der äußeren Gesteinsstruktur.
Fundpunkt Nr. 2 (Bild 10), Foto Datum: 25.02.2011
Bild 5   BBGtBf26.jpg

Undeutliche Kugelstruktur im Mauerwerk Ostseite Grundstück Rehbocktal 1. Etwa in Bildmitte ist an der linken Ecke des rechten Bruchsteins eine etwa 3 cm große Kugel zu vermuten. Die Form deutet sich auch durch eine gering innerhalb liegende Schale mit dunkleren Körnern an. Diese findet man ähnlich in einem Teil der Ovoide, den runden Körpern im finnischen Rapakiwi. Allerdings ist dort die Anzahl der Kugelbildungen im Gestein generell außerordentlich höher.
Fundpunkt Nr. 3 (Bild 10), Foto Datum: 10.03.2011
Bild 6   BBGtBf27.jpg

Bild 5 nochmals diskutiert: Die Kugelbildung ist Cyan zwischen K - K markiert. Zwischen e - e zeigt sich eine kleinere elliptische Bildung mit dunklem Rand. Schwächer markiert sich eine größere elliptische Bildung zwischen E - E, wobei ihre Berandung mehr durch feinere Körnung und vertiefte Abwitterung erscheint. Über Wickelstrukturen oder Ränderreste rechts oben lässt sich noch streiten.
Fundpunkt Nr. 3 (Bild 10), Foto Datum: 10.03.2011
Bild 7   BBGtBf23.jpg

An der Südseite der Mauer um das Grundstück Rehbocktal 1 findet man diesen Außenseiter. Was hat der mit den Kugeln zu tun? Wie unten beschrieben vertete ich die Meinung, dass die Kugeln durch Algenwachstum und Rollen im seichten Wasser gebildet werden, also biosedimentär sind. Dann ist diese Struktur ein Teil des Gewässerbodens mit verkieselten Algen. Die Geologen behaupten das seien Harnische, die durch Gleiten von Gesteinspartien aneinander mit erheblicher Reibungswärme entstehen. Dann hätte der Harnisch aber keinen Grund, so kleinräumig aufzureißen.
Fundpunkt Nr. 4 (Bild 10), Foto Datum: 09.03.2010
Bild 8   BBGtBf24.jpg

Vergrößerung von Bild 6: Ferner findet man in diesen Partien kleine kugelige Körper mit dunklen Kernen, die man im sonstigen Biotitgranit auch findet. Bei der kinetisch-thermischen Harnischbildung müssten diese Kernchondren zerstört werden, folglich sind diese Bereiche keine Harnische!
Fundpunkt Nr. 4 (Bild 10), Foto Datum: 09.03.2010
Bild 9   BBGtBf25.jpg

Eine ähnliche Partie auf der Innenseite der Grundstücksmauer Rehbocktal 1. Leider ist diese unscharf in der interessierenden Ebene des Stein. Strukturen dieser Art sind im Biotitgranodiorit viel häufiger als Kugelbildungen.
Fundpunkt Nr. 4 (Bild 10), Foto Datum: 09.03.2010
Bild 10   B-FundpunkteLuftbild.jpg

Die Fundpunkte zu vorstehenden Bildern im Google-Luftbild.
Erstellung Datum: 16.02.2020
Bild 11   B-GeologKarte.png

Geologische Information zum Gebiet. Leider endet die geologische Karte des LfUG im Gebiet Batzdorf am westlichen Kartenrand der Topographischen Karte Blattnummer 4847, so dass der im Kartenfeld 4846 liegende westliche Teil von Batzdorf nicht unterlegt ist. Das Gebiet mit Biotgranodiorit setzt sich im Tal des Riemsdorfer Wassers entsprechend fort.
Datum: 01.03.2014 Zeit: 17:10
 
Zusammenfassung: Neben Kugelbildungen in Gesteinen sind nicht nur einmal massenweise Eiskugeln an der Ostsee beobachtet worden. In Australien bei Sydney traten 2014 massenhaft Algenkugeln von Orangen- bis Fußballgröße am Strand auf. Im Akansee in Japan gibt es Algenkugeln, die Algenart wird bei Aquarianern auch als Filter gegen Eutrophierung benutzt. Es ist also keine Spinnerei oder Wunschvorstellung, dass Algen und Sedimentteilchen im Flachwasserbereich Rollkörper und kugelig wachsende Körper bilden. Ferner fand man in Ruhrkohle und in Ungarn Kugeln in Kohle aus dem Lias. Setzt man diese Erkenntnisse konsequent ein, ergibt sich, dass eine Reihe plutonischer Gesteine wie Granit, Porhyr, Biotitgranodiorit, Rapakiwi, Kugelpechstein und andere ursprünglich sedimentäre Metamorphite sind. Beim Kugelpechstein vermerken die Geologen auf der Infotafel in Spechtshausen, dass die Bildung als Rollkörper während eines Glutflusses ohnehin nicht zufriedenstellend geklärt ist. Dort treten im nahen Porphyr ebenfalls Kugeln auf, für die kein oberflächlicher Glutfluss verantwortlich gemacht werden kann. Für große Steinkugeln wie im argentinischen Ischigualasto, auf dem Franz-Joseph-Land (Champ Insel) oder in Neuseeland (Moeraki Boulders und Shag Point) wird oft die Konkretionstheorie bemüht. Um einen oftmals biogenen Einschluss pflanzlicher oder tierischer Herkunft würden sich durch Lösung und Kristallisation von Mineralien kugelige Körper bilden. Ein häufiges Merkmal großer Steinkugeln ist der Einschluss kleinerer Kugeln. Diese Eigenschaft wird von der Konkretionsthese nicht erwähnt und nicht erklärt. Für die biogen-sedimentäre These ergibt sich diese Eigenschaft zwanglos aus dem Einrollen, Anwachsen und Einwachsen kleinerer Kugeln im wellenbewegten Flachwasser. Daraus ergibt sich, dass eine Reihe bisher als plutonisch angesehener Gesteine ursprünglich Sedimentite sind, die durch die Metamorphose in die heute auffindbaren Gesteine umgewandelt sind.
Die Geologie muss umgeschrieben werden, wenn man die biogen-sedimentäre Kugelgenese anerkennt. Davor scheuen die Geologen wie der Teufel das Weihwasser bzw. wie seinerzeit die Kontinentaldrift des Meteorologen Alfred Wegener ab 1911.
G. Becker 16.02.2020